Wir laufen über eine Brücke aus Metall, unter uns Eisenbahngleise, über uns blauer Himmel. Der Weg führt hinein in einen riesigen Betonbau, die schlüpfrigen Treppenstufen sieht man schlecht in der plötzlichen Dunkelheit. Doch nur ein paar Schritte später breitet sich vor uns der Innenraum der riesigen Halle aus, in der der Noryangjin-Fischmarkt untergebracht ist. Endlose Verkaufsstände reihen sich unter gedämpftem elektrischen Licht aneinander. Die Rufe der Marktfrauen und das Plätschern von Wasser vermischen sich zu einem anhaltenden Summen.
Mit großen Augen wandern wir durch die feuchten langen Gänge und bestaunen all die Kreaturen des Meeres. Hunderte verschiedene Fische glitzern in verschiedenen Farben, andere Wesen zappeln mit ihren vielen Armen oder Beinen, Sandwürmer und Seegurken bewegen sich hingegen im Zeitlupentempo.
Ein tellergroßer Oktupus hat es geschafft, sich unbemerkt aus seinem Basin herauszurobben und gleitet nun vorsichtig den nassen Boden entlang. Doch er kommt nicht weit und obwohl er sich mit aller Kraft festsaugt, landet er bald wieder bei seinen Kumpanen im Wasserkübel.
Viele Menschen kaufen hier ein, aber manche kommen auch um direkt hier zu essen. „Hoe“, die koreanische Variante von Sashimi -also roher Fisch- ist dabei besonders beliebt. Schwamm er gerade noch vor dir im Basin, liegt er fünf Minuten später schon feinsäuberlich zerteilt auf einem Teller. Frischer kriegt man Sashimi wohl nirgendwo!
An den Rochen wagen wir uns allerdings nicht ran und auch nicht an den gruseligen Kugelfisch, selbst wenn es angeblich in Südkorea seit über 60 Jahren keine Todesfälle mehr gab.
Aber wir wären nicht wir, wenn wir hier nichts essen würden!
Also wird Sashimi geshoppt, dann noch ein paar Garnelen und Jakobsmuscheln. Anschließend kann man am hinteren Ende der Halle in ein kleines Restaurant gehen, wo man seine Einkäufe nach Belieben zubereitet bekommt – juhuu!
Unser Essen ist köstlich, doch wir werden abgelenkt von einer Familie am Nebentisch, die sich etwas typisch koreanisches gekauft haben: einen Mini-Octopus, der noch lebt!
Die Köchin trägt ihn davon und bringt ihn eine Minute später zerhackt und mit Sesamöl beträufelt zurück. Jetzt lebt er natürlich nicht mehr, aber das haben seine Arme noch nicht mitgekriegt – diese zappeln noch munter auf dem Teller herum und saugen sich am Plastik fest – iiiihhh!
Jetzt ist Simon Feuer und Flamme, das will er probieren!
Und klar, die koreanische Familie teilt gerne:
Was tut man nicht alles für authentische Reiseberichte!