Elefantenliebe

Die meisten Touristen sehen von Kambodscha nur Siem Reap mit Angkor Wat, doch selbst die, die mehr Zeit im Land verbringen, verschlägt es nur selten in die Provinz Mondulkiri, „den wilden Osten Kambodschas“. Nach zwei großen Städten mit viel Kultur hatten wir mal wieder Lust auf Naturerlebnisse und ein großer Reisetraum stand noch aus: einen Tag mit Elefanten verbringen!
Wir hatten uns bereits in Nordthailand umgeschaut, aber keine Organisation gefunden, die uns komplett überzeugte. Umso aufgeregter waren wir, als wir im Internet über das „Mondulkiri Project“ lasen.

Fünf Fahrtstunden von Phnom Penh, in Sen Monorom, liegt die Tree Lodge, eine gemütliche Ansammlung von Hütten, geleitet von Mr. Tree und seiner Familie. Für nur 7 Dollar die Nacht bekommt man das schönste Hütten-Badezimmer der Welt, und hey, dieser Frühstücksausblick ist wohl auch schwerlich zu überbieten!


Mr. Tree ist auch der Hauptkoordinator des Mondulkiri Projektes. An unserem großen Tag werden wird unsere kleine Gruppe morgens auf die Ladefläche eines Pickups verladen, und ab geht es hinaus in die Pampa!
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir eine kleine Hütte am Rande des Waldes, hier lassen wir uns alle nieder und Mr. Tree erläutert uns die Ziele seines Projektes. Vor 3 Jahren haben sie einen Mietvertrag mit der Regierung abgeschlossen und pachten nun eine große Waldfläche, wo die 5 Elefanten, die mittlerweile in diesem Projekt zuhause sind, frei herumlaufen und ihr Leben genießen können, ohne das jemand auf ihnen herumklettert. Das habe ich noch bei keinem anderen Projekt gesehen, meistens sind die Eles doch in einem relativ kleinen Areal „eingeschlossen“.
Die Elefanten sind alle ehemalige Arbeitselefanten – teilweise konnte das Projekt sie rechtzeitig erwerben bevor sie nach Siem Reap als Reitelefanten verkauft werden sollten. Hier wird schnell klar, wohin unser Geld vor allem fließt: die neuste Elefantendame in der Gruppe, Comvine, hat 41.000 Dollar gekostet!
Im Mondulkiri Projekt, das neben den Elefanten natürlich auch zum Ziel hat den gepachteten Wald vor Abholzung zu schützen, sind zudem vor allem Menschen aus dem lokalen Bunong-Stamm angestellt, um ihnen so eine andere Lebensgrundlage als die Ausbeutung des Waldes bieten zu können. Ihre Familien werden hinsichtlich Schulbildung und medizinischer Versorgung unterstützt.
Insgesamt ist das Projekt wirklich groß angelegt und klingt gut durchdacht! Und Mr. Tree betreibt das ganze mit einem solchen Enthusiasmus, dass man wirklich das Gefühl hat am richtigen Ort zu sein!

Nach dieser Einführung geht es endlich richtig los, wir wollen zu den Eles!
Nach einer kurzen Wanderung in den Dschungel hinein, treffen wir Comvine und Princess, die immer zu zweit unterwegs sind. Und die beiden wissen es schon, wir haben jede Menge Bananen dabei! Wir können ganz nah ran, die Elefanten streicheln, füttern und mit diesen sanften Riesen einfach in ihrer natürlichen Lebensumgebung interagieren!

Comvine streckt ihren Rüssel nach uns aus und tastet uns teilweise richtig ab, wenn wir die Banane nicht sofort herausrücken wollen! Princess hingegen ist wirklich eine richtige Prinzessin und lässt sich die Bananen direkt in den Mund stecken.
Nach einer ganzen Weile können wir uns endlich losreißen und begeben uns auf die Suche nach der anderen Elefantengruppe. Lucky, Sophie und Chichan freuen sich ebenfalls sehr über ihre heutige Bananenration – noch nie habe ich Elefanten vor Wonne tröten hören!

Luckys abgeschnittener Schwanz
Luckys abgeschnittener Schwanz

Zwischen den einzelnen Bananenhappen werfen sie sich Erde über den Rücken, um sich abzukühlen, ein zwei Mal kriegen auch wir eine Ladung ab 😉

Die Eles sind glücklich, aber man sieht ihnen ihre Vergangenheit an. Sophie und Chichan haben beide Löcher in ihren Ohren, hier haben ihre früheren Besitzer ihnen mit eisernen Haken ihren Willen aufgezwungen.
Lucky hingegen hat den unteren Teil ihres Schwanzes eingebüßt, als ihr Besitzer eines Tages schnell Geld brauchte und beschloss das Elefantenhaar zu verkaufen.

 

Der Vormittag vergeht wie im Flug, wir wandern zurück zu der kleinen Hütte, wo ein leckeres Mittagessen und anschließend ein Schläfchen in der Hängematte auf uns wartet.
So können wir frisch gestärkt zum zweiten Teil des Elefantenabenteuers aufbrechen, denn jetzt wird gebadet!
Wir laufen eine kurze Strecke zu einem Fluss mit einem kleinen Wasserfall und schmeißen uns in unsere Schwimmklamotten.
Mr. Tree erklärt uns zuvor, dass nur Princess und Lucky sich gerne von Menschen baden lassen und da in dem Projekt die Elefanten zu nichts gezwungen werden, kann es auch sein, dass sie keine Lust haben und direkt wieder gehen. Aber wir haben Glück, die beiden genießen es voll und ganz sich von uns abschrubben zu lassen! Mit Besen und unseren puren Händen rubbeln wir die raue Elefantenhaut während Lucky Blubberblasen mit ihrem Rüssel fabriziert.
Es macht unglaublich viel Spaß und alle strahlen vor Glück!

Danach beobachten wir noch die anderen Eles, wie sie selbst im Fluss baden gehen und dann nach Belieben fort in den Wald trotten – einfach superschön!
Ein unglaublich toller Tag, der gewiss zu den Highlights unserer Reise zählt!

Auf der Fahrt zurück sehen wir die ersten großen Resort, die momentan in der Gegend gebaut werden. Noch stehen sie leer, noch ist der Weg hierher zu beschwerlich für viele Touristen.
Wir hoffen, sie bleiben noch etwas länger leer.

Ein Gedanke zu „Elefantenliebe“

  1. Wow, ihr beiden – was für ein tolles Erlebnis!! Ich kann nur nochmal wiederholen wie schön ich es finde, eure Reiseberichte zu lesen und die wunderschönen Bilder zu sehen. Genießt die Zeit! Ich bekomme richtig Reiselust. Na ja, falls es mir im Rentenalter noch gut geht, werde ich vielleicht auch noch mal on tour gehen. Herzliche Grüße Ulli

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