Die Seele von Seoul

Südkorea hatte ich eigentlich gar nicht auf dem Schirm.
Doch unverhofft kommt oft und alte Freunde leben für ein halbes Jahr in Seoul, also von China schnell den Katzensprung wagen!

So konnten wir die Hauptstadt Südkoreas mit einem privaten Führer (samt Baby, das die Herzen der Koreaner öffnet) erkunden, eigentlich perfekt, und doch habe ich nach einer ganzen Woche in Seoul das Gefühl, es immer noch nicht richtig greifen zu können.
Also Seoul, was bist du?

florierend?
Nach Ende des Koreakrieges 1953 war Seoul stärker zerstört, als Berlin nach dem 2. Weltkrieg, Südkorea gehörte damals zu den ärmsten Ländern der Erde. Heute hingegen, nur gute 60 Jahre später, ist Südkorea eine der fünfzehn stärksten Volkswirtschaften der Welt, eine Entwicklung, die sich kaum fassen lässt. Jeder in Deutschland kennt Marken wie Samsung und LG, aber hier vor Ort sind sie nur zwei von vielen Riesenfirmen.
Und so darf es einen wohl kaum wundern, wenn man beim ersten Stadtrundgang vor allem Anzugträger sieht, die zwischen Hochhäusern ihren To-Go-Kaffe spazierentragen.

Würde man zwischendrin nicht auf die Reste historischer Stätten treffen, könnte man manchmal auch glauben, man sei in Chicago oder Frankfurt.


stylisch?
In Seoul sind alle jungen Menschen Hipster, punkt. Kommt einem auf jeden Fall so vor, da kann Berlin einpacken. Irgendwie wirken sie in ihren einheitlich stylischen Outfits zwar nicht viel individueller als die Anzugträger, aber trotzdem gibt es viel zu gucken. Vor allem in Vierteln wie Hongdae oder Samcheong-dong gibt es ein  tolles Café neben dem anderen, dazwischen kleine Boutiquen und Bars.


zerrissen?

Korea wurde genau wie Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg geteilt, dabei wurden Familien getrennt und Menschen ihrer Heimat beraubt.  Die Spannungen zwischen Norden und Süden flammen immer wieder auf, Nordkorea ist in steter Kampfbereitschat und jeder U-Bahn-Schacht in Seoul kann im Notfall auch als Bunker genutzt werden. Doch gleichzeitig wird hier eine fast surreal anmutende Hoffnung propagiert, es könne zu einer baldigen Wiedervereinigung kommen. Dabei wird Deutschland überall als meisterhaftes Vorbild hochgehalten und sogar ein Stück der Berliner Mauer ausgestellt…ich bezweifle ja, dass wir das verdient haben.

 

Kontaktlinsen
Kontaktlinsen

etwas durchgedreht?
ich hatte es ehrlich gesagt, noch verrückter erwartet, ein bisschen so wie ich mir Tokyo vorstelle. Aber auch so gab es schon einiges zu bestaunen:

  • jede Menge Plastikkruscht und Bling,  vom Schlüsselanhänger bis zum Plastikessen für die Restaurant-Auslagen 
  • Katzen- und Hundecafés, wo sich der Seouler (der natürlich in einer winzig kleinen Wohnung lebt und kein eigenes Haustier halten kann) seine Kuscheleinheiten abholen kann
  • weitere lustige Themen-Cafés, wie zum Beispiel das Hello Kitty-Café, wobei ich nächstes Mal unbedingt noch hier hin muss!


doch asiatisch?
und dann gibt es sie doch, die Orte wo man sich wieder wie in Asien fühlt! Auf dem quirrligen Fischmarkt, im Gassengewirr des Namdaemun-Marktes voller Ajummas oder auch im zenartigen Palastgarten, da ist Seoul dann eben doch nicht Chicago, sondern eben was ganz eigenes.

2 Gedanken zu „Die Seele von Seoul“

  1. Liebe Mesi !
    Wie freue ich mich , dass du immer so ausführlich alle Eure Eindrücke beschreibst ! Wie beneide ich Euch um diese Erlebnisse ! – Nein , nicht wirklich , ich bin ja Deine Mutter –
    Schön , dass ich durch Deine Worte und Fotos so hautnah dabei sein kann !
    Bei allen Verrücktheiten der Koreaner sind die Tier-Cafe’s ist ja
    wohl das Kurioseste !!!!!
    Sehe ich das richtig, man geht dorthin, trinkt einen Kaffee und streichelt dort ein Tier, dass man selbst nicht besitzen kann …
    Appetit gemacht hat mir die Auslage von Eis am Stiel !
    Hoffe Ihr habt euch eins gegönnt !
    Liebste Grüße !
    Mami

    1. Ja genau, man trinkt Kaffee und streichelt Tiere! Aber die Hunde und Katzen leben natürlich zu sehr vielen auf engem Raum, deshalb wollten wir das nicht finanziell unterstützen, haben aber mal reingespienzt 😉
      Schön, dass du durchs Lesen immer mit dabei bist!
      Liebste Grüße zurück!

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