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Bum Bum! Busan!

Ganz im Süden Südkoreas schmiegt sich die Hafenstadt Busan zwischen Meer und Berge. Im Sommer muss es hier an den Stadtstränden hoch hergehen, doch jetzt weht trotz Sonne schon ein kühler Herbstwind durch die Straßen.
Natürlich besuchen wir auch hier wieder den Fischmarkt, anders als in Seoul gibt es neben der Haupthalle auch eine kleine Seitenhalle, wo wir einen besonders netten Fischmann treffen, sowie Stände draußen in den umliegenden Straßen. Inzwischen sind wir schon richtige Fischmarkt-Profis und probieren Flunder- und Red Snapper-Sashimi – mjam!

Besonders gut hat mir außerdem das Gamcheon Culture Village gefallen, ein kleiner Stadtteil Busans, der irgendwie an Cinque Terre erinnert.
Da Busan die einzige Stadt war, die während des Koreakrieges nie von nordkoreanischen Truppen eingenommen wurde und so haben sich hier damals viele Kriegsflüchtlinge niedergelassen. Inzwischen hat sich das Viertel zu einer einzigen Kleinkunstgallerie entwickelt, gespickt mit kleinen Shops und Cafés, aber während fotografierende Touristen durch die Gassen tigern, geht das Leben hier auch seinen normalen Gang und man kann den Menschen vor ihren bunten Häusern beim Wäschewaschen zusehen.

Außerdem besuchten wir noch den Haedong-Yonggung-Tempel, der allerdings etwas schwierig zu erreichen ist, und den Shinsegae Department Store, das im Guinnessbuch gelistete größte Kaufhaus der Welt.

Als krönenden Abschluss hatten wir das Glück das jährliche Feuerwerk-Festival miterleben zu dürfen! Wahnsinn! So was haben wir noch nie gesehen! Tausende Menschen saßen auf Picknickdecken mit uns am Gwangalli Beach, fast eine Stunde lang wurde geböllert und dazu wurden Liebeslieder aus der ganzen Welt gespielt! Anbei ein paar bewegte Bilder des Pyrospektakels:

Winke winke, Kim!

Militärparaden, Propaganda, Achse des Bösen: Nordkorea’s Regime gilt als das totalitärste Herrschaftssystem der Welt.

Wenn man in Südkorea ist, kommt man um den seit über 60 Jahren andauernden Konflikt zwischen Norden und Süden nicht herum. Während der letzten 3 Tagen fand mal wieder eine sogenannte „kurzfristige Familienzusammenführung“ statt, ein arrangiertes Treffen, bei dem einigen wenigen Koreanern beider Länder erlaubt wird, sich nach all den Jahren wiederzusehen. Im Fernsehen hier laufen die Bilder tränenüberströmter Menschen in Dauerschleife.

In Seoul werden diverse Touren in die Demilitarisierte Zone (DMZ) angeboten und so starteten auch wir zu solch einem surrealen Sonntagsausflügle.
Eigentlich wollten wir auch die gemeinsame Sicherheitszone besichtigen, hier stehen die berühmten blauen Hütten, durch deren Mitte die Grenze verläuft. Aber hierfür muss man sich mindestens 4 Werktage vorher mit Namen und Passnummer anmelden, deshalb wurde es dann stattdessen eine lustige Fahrt mit dem „Peace Train“:

Nach 52km Fahrt, während der man mit spaßiger Popmusik beschallt wird und die Zugbegleiterin lustige Fotos von einem schießt, kommt man an einem Checkpoint an, wo man sich registrieren muss. Dann geht es durch die ersten Stacheldrahtzäune hindurch an Wachtürmen vorbei weiter zur Dora Station – ein Bahnhof, der auf die baldige Wiedervereinigung wartet. Hier ist alles schon bereit, nur dass auf dem Gleis nach Pyeongyang statt dem Schaffner halt ein schwerbewaffnete Soldat steht  – irgendwie verstörend und lächerlich zugleich.

Mit einem Bus geht es weiter zum Dora Observatorium, hier kann man hinüberblicken in den bösen Norden und dem dicken Kim winken.
Die Lautsprecher, über die sich Süd- und Nordkorea gegenseitig mit Propaganda beziehungsweise Nachrichten und koreanischer Popmusik beschallten, sind seit einem gemeinsamen Abkommen 2004 abgeschaltet.

Als nächstes kann man mit einer kleinen Untergrundbahn in den 3. Infiltrationstunnel hinabfahren.
Er wurde 1978 entdeckt, ist 1,7km lang, sein Ausgang liegt nur 44km von Seoul entfernt und im Falle eines Angriffs hätten wohl innerhalb einer Stunde 30.000 nordkoreanische Soldaten durch den Tunnel nach Südkorea gelangen können. Insgesamt wurden bereits 4 solcher Tunnel entdeckt, vermutlich gibt es jedoch noch einige mehr. Leider durfte man im Tunnel nicht fotografieren, deshalb hier nur ein Foto aus dem Internet,damit ihr einen Eindruck bekommt.

Abschließend ging es durch einen „Friedens-Park“ voller obskurer Kunstobjekte zurück zur Dora-Station, wo man sich im Souvenirshop noch kurz mit DMZ-Schokolade eindecken konnte, bevor einen der bunte Zug zurück nach Seoul trug, begleitet von Bier und einer Slideshow der Fotos, die auf dem Hinweg entstanden waren…wirklich eine ganz seltsame Veranstaltung…Krieg im Disneylandformat…

Die Seele von Seoul

Südkorea hatte ich eigentlich gar nicht auf dem Schirm.
Doch unverhofft kommt oft und alte Freunde leben für ein halbes Jahr in Seoul, also von China schnell den Katzensprung wagen!

So konnten wir die Hauptstadt Südkoreas mit einem privaten Führer (samt Baby, das die Herzen der Koreaner öffnet) erkunden, eigentlich perfekt, und doch habe ich nach einer ganzen Woche in Seoul das Gefühl, es immer noch nicht richtig greifen zu können.
Also Seoul, was bist du?

florierend?
Nach Ende des Koreakrieges 1953 war Seoul stärker zerstört, als Berlin nach dem 2. Weltkrieg, Südkorea gehörte damals zu den ärmsten Ländern der Erde. Heute hingegen, nur gute 60 Jahre später, ist Südkorea eine der fünfzehn stärksten Volkswirtschaften der Welt, eine Entwicklung, die sich kaum fassen lässt. Jeder in Deutschland kennt Marken wie Samsung und LG, aber hier vor Ort sind sie nur zwei von vielen Riesenfirmen.
Und so darf es einen wohl kaum wundern, wenn man beim ersten Stadtrundgang vor allem Anzugträger sieht, die zwischen Hochhäusern ihren To-Go-Kaffe spazierentragen.

Würde man zwischendrin nicht auf die Reste historischer Stätten treffen, könnte man manchmal auch glauben, man sei in Chicago oder Frankfurt.


stylisch?
In Seoul sind alle jungen Menschen Hipster, punkt. Kommt einem auf jeden Fall so vor, da kann Berlin einpacken. Irgendwie wirken sie in ihren einheitlich stylischen Outfits zwar nicht viel individueller als die Anzugträger, aber trotzdem gibt es viel zu gucken. Vor allem in Vierteln wie Hongdae oder Samcheong-dong gibt es ein  tolles Café neben dem anderen, dazwischen kleine Boutiquen und Bars.


zerrissen?

Korea wurde genau wie Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg geteilt, dabei wurden Familien getrennt und Menschen ihrer Heimat beraubt.  Die Spannungen zwischen Norden und Süden flammen immer wieder auf, Nordkorea ist in steter Kampfbereitschat und jeder U-Bahn-Schacht in Seoul kann im Notfall auch als Bunker genutzt werden. Doch gleichzeitig wird hier eine fast surreal anmutende Hoffnung propagiert, es könne zu einer baldigen Wiedervereinigung kommen. Dabei wird Deutschland überall als meisterhaftes Vorbild hochgehalten und sogar ein Stück der Berliner Mauer ausgestellt…ich bezweifle ja, dass wir das verdient haben.

 

Kontaktlinsen
Kontaktlinsen

etwas durchgedreht?
ich hatte es ehrlich gesagt, noch verrückter erwartet, ein bisschen so wie ich mir Tokyo vorstelle. Aber auch so gab es schon einiges zu bestaunen:

  • jede Menge Plastikkruscht und Bling,  vom Schlüsselanhänger bis zum Plastikessen für die Restaurant-Auslagen 
  • Katzen- und Hundecafés, wo sich der Seouler (der natürlich in einer winzig kleinen Wohnung lebt und kein eigenes Haustier halten kann) seine Kuscheleinheiten abholen kann
  • weitere lustige Themen-Cafés, wie zum Beispiel das Hello Kitty-Café, wobei ich nächstes Mal unbedingt noch hier hin muss!


doch asiatisch?
und dann gibt es sie doch, die Orte wo man sich wieder wie in Asien fühlt! Auf dem quirrligen Fischmarkt, im Gassengewirr des Namdaemun-Marktes voller Ajummas oder auch im zenartigen Palastgarten, da ist Seoul dann eben doch nicht Chicago, sondern eben was ganz eigenes.