Nomadenleben

In den letzten knapp drei Wochen durften wir bei vielen nomadisch lebenden Familien übernachten und konnten einen kleinen Einblick in ihr Leben erhaschen.
Bei knisterndem Feuer unter dem bemalten Dach einer Jurte einzuschlafen, war für uns einfach traumhaft. Doch was für uns ein Abenteuer war, ist für die Nomaden natürlich Alltag. In dem Raum mit den fünf Metern Durchmesser lebt die gesamte Familie zusammen, hier wird gearbeitet, gekocht, gegessen und geschlafen, Privatsphäre gibt es nicht.  Nur wohlhabendere Familien, die auch häufiger mal Touristen bei sich aufnehmen, haben eine extra Schlafjurte.

Das Essen besteht vorallem aus Fleisch, meist Ziege, und jeglich erdenklicher Gärstufe von Milch. Veganer müssen leider verhungern. Und auch wir als große Käseliebhaber müssen leider sagen: dieser saure mongolische Trockenkäse schmeckt einfach widerlich! Butter, Quark und Joghurt hingegen haben uns ganz gut geschmeckt.
Dabei muss man natürlich jegliche Hygienevorstellungen über Bord werfen.  Die Milch steht in offenen Eimern und Fässern in der Jurte, oft direkt neben dem Fleisch. Nichts wird gekühlt, alles wird mit bloßen Händen verarbeitet. Bei den Familien, die sehr selbstversorgerisch gelebt haben, war um diese Jahreszeit jede freie Fläche mit trocknendem Käse ausgelegt, der für den Winter haltbar gemacht wird.


Sobald man eine Jurte betritt, wird einem salziger Milchtee und in tierischem Fett frittiertes Gebäck angeboten. Abends wurde für uns meist Tsuivan gekocht, eine Art mongolische Pasta mit Ziegenfleisch. Die fettigsten Stücke durfte ich zum Glück immer Simon geben ♥

All die Milch muss natürlich irgendwo herkommen, deshalb wird immer morgens und abends gemolken, unter freiem Himmel, auch bei Regen oder Minustemperaturen. 

Die meisten Familien haben gemischte Yak- und Kuhherden. Die Kälbchen sind in einem Gatter, werden kurz zur Mutter gelassen um anzusaugen, und dann wieder angebunden bis genug Milch abgemolken wurde. Eine harte Arbeit! Wir haben versucht zu helfen, aber haben nur eine kümmerliche Pfütze aus unserem Yak rausgekriegt.
Wo wir im Rahmen der Wintervorbereitungen besser helfen konnten, war das Sortieren von Pinienkernen. Die Zapfen werden zerschrotet und dann die Kerne fein säuberlich ausgelesen. Ein Teil
davon wird verkauft, vorallem nach China, ein Teil verbleibt in der Jurte als Snack für kalte Winterabende.
Wie das Leben hier sein muss, wenn draußen -40°C sind und meterhoch der Schnee liegt, können wir uns nur schwer vorstellen. Heutzutage ziehen im Winterhalbjahr viele Kinder mit ihren Müttern in die Stadt, um dort zur Schule zu gehen. Die Männer bleiben alleine in der Jurte zurück und kümmern sich um das Vieh. Auch wenn inzwischen in jeder Jurte eine Autobatterie steht oder auch mal ein kleines Solarpanel, um eine Glühbirne zu betreiben oder das Handy laden zu können, manchmal auch um kurz den Fernseher anzumachen, wir finden das Nomadenleben immer noch ganz schön hart.

3 Gedanken zu „Nomadenleben“

  1. Ich komme grad von einer Woche Mallorca mit Memsie und Belli,später noch Hannes mit Silja und Klein Linchen zurück.War sehr schön im 4 Generationen Haus und wir hatten viel Spaß!
    Irre,was Ihr alles erlebt und welchen Entbehrungen Ihr Euch aussetzt!Das kann man wirklich nur machen,wenn man jung ist und zimperlich darf man wohl auch nicht sein!!!
    Alles erdenklich Gute für Euch,ich verfolge Euch weiterhin und wünsche Euch nur gute Erfahrungen und vor allem Gesundheit!
    Alles Liebe,Martina mit Frank

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