Militärparaden, Propaganda, Achse des Bösen: Nordkorea’s Regime gilt als das totalitärste Herrschaftssystem der Welt.
Wenn man in Südkorea ist, kommt man um den seit über 60 Jahren andauernden Konflikt zwischen Norden und Süden nicht herum. Während der letzten 3 Tagen fand mal wieder eine sogenannte „kurzfristige Familienzusammenführung“ statt, ein arrangiertes Treffen, bei dem einigen wenigen Koreanern beider Länder erlaubt wird, sich nach all den Jahren wiederzusehen. Im Fernsehen hier laufen die Bilder tränenüberströmter Menschen in Dauerschleife.
In Seoul werden diverse Touren in die Demilitarisierte Zone (DMZ) angeboten und so starteten auch wir zu solch einem surrealen Sonntagsausflügle.
Eigentlich wollten wir auch die gemeinsame Sicherheitszone besichtigen, hier stehen die berühmten blauen Hütten, durch deren Mitte die Grenze verläuft. Aber hierfür muss man sich mindestens 4 Werktage vorher mit Namen und Passnummer anmelden, deshalb wurde es dann stattdessen eine lustige Fahrt mit dem „Peace Train“:
Nach 52km Fahrt, während der man mit spaßiger Popmusik beschallt wird und die Zugbegleiterin lustige Fotos von einem schießt, kommt man an einem Checkpoint an, wo man sich registrieren muss. Dann geht es durch die ersten Stacheldrahtzäune hindurch an Wachtürmen vorbei weiter zur Dora Station – ein Bahnhof, der auf die baldige Wiedervereinigung wartet. Hier ist alles schon bereit, nur dass auf dem Gleis nach Pyeongyang statt dem Schaffner halt ein schwerbewaffnete Soldat steht – irgendwie verstörend und lächerlich zugleich.
Mit einem Bus geht es weiter zum Dora Observatorium, hier kann man hinüberblicken in den bösen Norden und dem dicken Kim winken.
Die Lautsprecher, über die sich Süd- und Nordkorea gegenseitig mit Propaganda beziehungsweise Nachrichten und koreanischer Popmusik beschallten, sind seit einem gemeinsamen Abkommen 2004 abgeschaltet.
Als nächstes kann man mit einer kleinen Untergrundbahn in den 3. Infiltrationstunnel hinabfahren.
Er wurde 1978 entdeckt, ist 1,7km lang, sein Ausgang liegt nur 44km von Seoul entfernt und im Falle eines Angriffs hätten wohl innerhalb einer Stunde 30.000 nordkoreanische Soldaten durch den Tunnel nach Südkorea gelangen können. Insgesamt wurden bereits 4 solcher Tunnel entdeckt, vermutlich gibt es jedoch noch einige mehr. Leider durfte man im Tunnel nicht fotografieren, deshalb hier nur ein Foto aus dem Internet,damit ihr einen Eindruck bekommt.
Abschließend ging es durch einen „Friedens-Park“ voller obskurer Kunstobjekte zurück zur Dora-Station, wo man sich im Souvenirshop noch kurz mit DMZ-Schokolade eindecken konnte, bevor einen der bunte Zug zurück nach Seoul trug, begleitet von Bier und einer Slideshow der Fotos, die auf dem Hinweg entstanden waren…wirklich eine ganz seltsame Veranstaltung…Krieg im Disneylandformat…
Krass!